• Mair am Tinkhof, Stobl, Würtenberger und Mücke sitzen an zwei Tischen vor einem Publikum

    ERÖFFNUNG DER BERATUNGSSTELLE DES „KOMPETENZZENTRUM ZUR KOORDINIERUNG DES PRÄVENTIONSNETZWERKS GEGEN (ISLAMISTISCHEN) EXTREMISMUS IN BADEN-WÜRTTEMBERG“

    15. Juni 2016

    „Die neu ein­ge­rich­te­te Be­ra­tungs­stel­le ist ein wich­ti­ger Bau­stein zur Be­kämp­fung des ex­tre­mis­ti­schen Is­la­mis­mus“, sag­te der stell­ver­tre­ten­de Mi­nis­ter­prä­si­dent und In­nen­mi­nis­ter Tho­mas Strobl am 15. Ju­ni 2016 in Stutt­gart. Die un­ter dem Dach des „Kom­pe­tenz­zen­trum zur Ko­or­di­nie­rung des Prä­ven­ti­ons­netz­werks ge­gen (is­la­mis­ti­schen) Ex­tre­mis­mus in Ba­den-Würt­tem­berg“ (KPEBW) ein­ge­rich­te­te Be­ra­tungs­stel­le ist heu­te er­öff­net wor­den.

    „Die Ter­ror­ge­fahr ist auch in Ba­den-Würt­tem­berg nach wie vor sehr groß, auch wenn es kei­ne kon­kre­ten Hin­wei­se auf ei­nen An­schlag gibt. Der Sala­fis­mus ist bun­des­weit die am schnells­ten wach­sen­de is­la­mis­ti­sche Be­we­gung. Wir ha­ben mit der Ein­rich­tung der Be­ra­tungs­stel­le schnell und ent­schlos­sen re­agiert. Das leis­tet ei­nen wich­ti­gen Bei­trag, dass ge­walt­ge­neig­te Is­la­mis­ten kei­ne jun­gen Men­schen ver­füh­ren kön­nen“, so Strobl. Das beim Mi­nis­te­ri­um für In­ne­res, Di­gi­ta­li­sie­rung und Mi­gra­ti­on für die Netz­werk­bil­dung im Be­reich der Ex­tre­mis­musprä­ven­ti­on an­ge­sie­del­te KPEBW ha­be in ei­nem eu­ro­pa­wei­ten Ver­ga­be­ver­fah­ren Vio­lence Preven­ti­on Net­work (VPN) als ex­ter­nen Part­ner für die Be­ra­tungs­stel­le in Stutt­gart ge­win­nen kön­nen. „Mit VPN ha­ben wir ei­nen er­fah­re­nen Part­ner, der seit Jah­ren in der An­ti­ge­wal­t­ar­beit, der Ex­tre­mis­musprä­ven­ti­on und der De­ra­di­ka­li­sie­rung ex­tre­mis­tisch mo­ti­vier­ter Ge­walt­tä­ter tä­tig ist“, so der In­nen­mi­nis­ter.

    Zu den Auf­ga­ben der Be­ra­tungs­stel­le ge­hör­ten Maß­nah­men der Prä­ven­ti­on, die Be­ra­tung von An­ge­hö­ri­gen und des so­zia­len Um­felds von Ra­di­ka­li­sier­ten so­wie der Auf­bau ei­nes Aus­stei­ger­pro­gramms für Ra­di­ka­li­sier­te. „Die Zei­ten, in de­nen El­tern, Freun­de oder Leh­rer ei­ner dro­hen­den Ra­di­ka­li­sie­rung der meist jun­gen Men­schen sprach- und hilf­los ge­gen­über stan­den, ge­hö­ren in Ba­den-Würt­tem­berg mit der Ein­rich­tung der Be­ra­tungs­stel­le end­gül­tig der Ver­gan­gen­heit an“, so der In­nen­mi­nis­ter.

    „Un­se­re Er­fah­run­gen aus der Be­ra­tungs­pra­xis mit Hoch­ra­di­ka­li­sier­ten und Sy­ri­en­rück­keh­rern il­lus­trie­ren die Dring­lich­keit von Be­ra­tungs- und In­ter­ven­ti­ons­an­ge­bo­ten, die nicht nur die An­ge­hö­ri­gen er­rei­chen, son­dern auch Kon­takt zu den ra­di­ka­li­sier­ten jun­gen Men­schen selbst auf­neh­men“, er­gänz­te Tho­mas Mü­cke, Ge­schäfts­füh­rer von VPN.

    Ne­ben An­ge­bo­ten für das Um­feld ra­di­ka­li­sier­ter Per­so­nen wer­de die Be­ra­tungs­stel­le durch in­ter­re­li­giö­se bzw. in­ter­kul­tu­rel­le Work­shops an Schu­len so­wie Trai­nings für ge­fähr­de­te Ju­gend­li­che prä­ven­tiv tä­tig und stre­be ei­ne Grun­dim­mu­ni­sie­rung ge­gen sala­fis­ti­sche und is­la­mis­ti­sche Ten­den­zen an. Ge­fähr­de­te Ju­gend­li­che könn­ten durch die An­ge­bo­te er­kannt und bei der Dis­tan­zie­rung von ex­tre­mis­ti­schen Ideo­lo­gi­en un­ter­stützt wer­den. Auch könn­ten Mul­ti­pli­ka­to­ren aus den Be­rei­chen Po­li­zei, Schu­le und Ju­gend­hil­fe durch Fort­bil­dun­gen im Um­gang mit der Ziel­grup­pe sen­si­bi­li­siert wer­den, um im Be­rufs­all­tag si­cher mit den The­men Is­la­mis­mus und Sala­fis­mus um­ge­hen zu kön­nen.

    Die Hot­line der Be­ra­tungs­stel­le Ba­den-Würt­tem­berg ist für Ra­di­ka­li­sier­te, de­ren El­tern, An­ge­hö­ri­ge und Um­feld so­wie In­sti­tu­tio­nen be­reits seit En­de des ver­gan­ge­nen Jah­res un­ter 0711 / 72 23 08 93 er­reich­bar.

    Hin­ter­grund:
    In Ba­den-Würt­tem­berg gibt es rund 3.400 Is­la­mis­ten, von de­nen ca. 120 als ge­walt­be­reit gel­ten. Dar­über hin­aus reis­ten bis­her rund 50 Men­schen aus Ba­den-Würt­tem­berg in Rich­tung Sy­ri­en oder den Irak aus, um dort auf Sei­ten des Is­la­mi­schen Staa­tes und an­de­rer ter­ro­ris­ti­scher Grup­pie­run­gen an Kampf­hand­lun­gen teil­zu­neh­men oder die­se in sons­ti­ger Wei­se zu un­ter­stüt­zen. Zu­gleich sind in Ba­den-Würt­tem­berg rund 600 Sala­fis­ten ak­tiv mit dem Ziel, jun­ge Men­schen in Schu­len, Ju­gend­treffs aber auch Flücht­lings­wohn­hei­men zu re­kru­tie­ren.

    Über Vio­lence Preven­ti­on Net­work (VPN):
    VPN ar­bei­tet seit fünf­zehn Jah­ren mit Män­nern, die we­gen rechts­ex­tre­mis­tisch oder is­la­mis­tisch mo­ti­vier­ter Ge­walt­ta­ten in­haf­tiert sind so­wie mit jun­gen Men­schen, die dro­hen, sich zu ra­di­ka­li­sie­ren. Mehr als 1.000 ideo­lo­gi­sier­te Ge­walt­tä­ter ha­ben be­reits am Ge­fäng­nis-Pro­gramm „Ver­ant­wor­tung über­neh­men – Ab­schied von Hass und Ge­walt“ teil­ge­nom­men.
    Im Auf­trag des Bun­des­am­tes für Mi­gra­ti­on und Flücht­lin­ge be­rät VPN seit 2013 in Bay­ern, Ba­den-Würt­tem­berg und Hes­sen An­ge­hö­ri­ge von ra­di­ka­li­sier­ten Ju­gend­li­chen, die als „For­eign Figh­ters“ in Kriegs­ge­bie­te aus­rei­sen wol­len oder be­reits aus­ge­reist sind. VPN ist ein Ver­bund er­fah­re­ner Fach­kräf­te, die seit Jah­ren in der De­ra­di­ka­li­sie­rungs­ar­beit und Ex­tre­mis­musprä­ven­ti­on tä­tig sind. Meh­re­re Bun­des­mi­nis­te­ri­en, die Jus­tiz­be­hör­den zahl­rei­cher Bun­des­län­der so­wie an­de­re in­sti­tu­tio­nel­le Part­ner ar­bei­ten mit VPN ak­tu­ell zu­sam­men.